Dr. Othmar Karas
Vizepräsident des Europäischen Parlaments
Die Europäische Union muss Weltmarktführer bei grünen Technologien werden. Dafür reicht es aber nicht, nur Geld in die Forschung zu investieren. Wir als Politik müssen die richtigen Rahmenbedingungen für die besten Köpfe, innovativsten Ideen und nachhaltigsten Konzepte liefern. Green Tech ist jetzt die Chance, Wirtschaft und Umwelt zusammen zu denken und davon langfristig ökologisch und ökonomisch zu profitieren.
Dieser Sommer stellte es auch für viele der letzten Zweifler unter Beweis: Erst unerträgliche Hitzewellen in vielen Teilen Europas, dann Unwetter-Katastrophen mit hunderten Toten. Der weltweite Klimawandel ist auch in Europa schneller angekommen als vielfach erwartet. Wir alle spüren: Wir sind ökologisch, wirtschaftlich und sozial mit neuen Herausforderungen konfrontiert.
Mein persönliches Hauptanliegen ist es, die Ursachen dieser globalen Herausforderung zu bekämpfen und diese zugleich als Chance der Wirtschaft zu nutzen. Es ist die vornehmste Aufgabe der Politik, Verantwortung zu übernehmen und Rahmenbedingungen für die richtige Balance im Spannungsfeld zwischen Wirtschaft, Umwelt und sozialem Zusammenhalt zu schaffen. Das ist de facto nicht mehr und nicht weniger als gelebte öko-soziale Marktwirtschaft. Wir dürfen diese nicht mehr bloß in Sonntagsreden würdigen. Wir müssen sie zu unser aller Vorteil nun konsequent mit Leben erfüllen.
Man kann und darf in diesen Veränderungsprozessen aber nicht mit einem Strich über alles drüberfahren, sondern muss regionale Ausgangslagen, Produktionsmöglichkeiten, Ausbildungssituation, Ressourcen, Energieversorgung und vieles mehr berücksichtigen. So kann man auch ein breites Bewusstsein dafür schaffen und die Menschen bei den notwendigen Veränderungen mitnehmen. Denn eines ist sonnenklar: Wir werden in vielen Bereichen rasch etwas ändern müssen, um auf unserem Planeten weiter gut leben zu können.
Viele österreichische und europäische Firmen sind auch in Sachen Umwelttechnologie in vielen Bereichen „hidden champions“. Mit dem „Green Deal“ der EU und dem fast tausend Milliarden Euro umfassenden EU-Programmen zur Wiederbelebung der Wirtschaft nach der Corona-Krise wird erstmals europaweit ein einmaliger Turbo für nachhaltige und grüne Investitionen gezündet.
Es war schon bisher der Ehrgeiz vieler Firmen in Österreich und Europa bei Umwelttechnologien globaler Marktführer zu sein. Jetzt ist fix: Wir haben ernsthaft Weltmeister-Potential. Wenn wir die Programme der EU richtig und gut nützen, ist es realistischer denn je, dieses Ziel auch erreichen: Österreich und Europa als Ganzes können und sollen Weltmarktführer beim Transfer vom fossilen ins CO2-freie Zeitalter werden.