Hilfswerk, Pflegereform, Soziales

APA: Pflege – Hilfswerk und IHS drängen auf Pflegereform

IMG_2544

Wien (APA) – Die Hilfsorganisation „Hilfswerk“ und das IHS haben am Dienstag auf eine rasche Umsetzung der geplanten Pflegereform gedrängt. Es brauche die Reform, und zwar genau jetzt in der Corona-Krise, erklärte Hilfswerk-Präsident Othmar Karas (ÖVP) auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Institut für Höhere Studien (IHS). „Wir müssen uns die Pflegereform leisten: zur Sicherstellung der Versorgungssicherheit, aber auch als Motor des Aufbaus“, so Karas.

„Die Corona-Krise und ihre Folgen dürfen kein Grund für eine weitere Verschiebung der Pflegereform sein. Ganz im Gegenteil: Wer glaubt, dass wir uns eine Pflegereform jetzt nicht leisten können, irrt doppelt“, sagte er am Vortag des Internationalen Tages der Pflege. Denn es gehe um den Wiederaufbau nach der Krise: Investitionen sollen wirtschaftlichen Aufschwund bringen und neue Arbeitsplätze schaffen.

IHS-Expertin Monika Riedel rechnete vor, dass jedem Euro Investition in die Pflege ein Vielfaches an Wertschöpfung gegenüberstehe. Denn die Mittel würden überwiegend in Personalkosten und damit in Gehälter fließen, die hauptsächlich für Konsum verwendet würden. „Das führt zu einer massiven Unterstützung der Wirtschaft, insbesondere der regionalen Wirtschaft.“

Alleine die 459 Mio. Euro, welche die Länder 2019 für mobile Dienste wie Hauskrankenpflege und Heimhilfe eingesetzt haben, hätten rund 1,14 Mrd. Euro an Wertschöpfung generiert, so die IHS-Berechnungen. Darüber hinaus würden Ausgaben im Pflegesektor zu einem Rückfluss überdurchschnittlich hoher Steuer- und Sozialversicherungsabgaben führen: Für 2019 geht das IHS von rund 225 Mio. Euro „direktem“ Rückfluss aus, der vor allem an die Sozialversicherung erging. „Wir können davon ausgehen, dass ein Euro Investition in die Pflege 1,7 Euro an volkswirtschaftlicher Wertschöpfung sowie 0,7 Euro an Steuern und Sozialversicherung einbringt“, sagte Riedel.

Auch würde der Ausbau im Pflegesektor neue, krisensichere Jobs schaffen. Riedel verwies auf den von der Gesundheit Österreich (GÖG) prognostizierten Mehrbedarf an Pflege- und Betreuungs-Personal von rund 90.000 Kräften bis 2030. Auch nach dem Anspringen der Wirtschaft sei mit einer relevanten Anzahl Personen zu rechnen, die sich nach der Krise beruflich neu orientieren wollen oder müssen.

Hilfswerk-Geschäftsführerin Elisabeth Anselm forderte einen „Masterplan“ für eine wirksame Personaloffensive: Gesundheits- und Sozialberufe müssten „selbstverständlicher Teil des Regelschulwesens“ werden. Auch dürfe man die Auseinandersetzung mit der Lehre als Zugang zum Berufsfeld „nicht länger auf die lange Bank schieben“, so ihre Forderung.

Ergänzend zur Ausbildung sieht das Hilfswerk auch die Umschulung als „historische“ Chance. Dazu bedürfe es u.a. gute Erstinformation und Beratung, aber auch einer Übernahme der Ausbildungskosten und adäquate Unterstützung des Lebensunterhalts während dieser. Das gelte für alle Ausbildungsformen, betonte Anselm. Auch müssten bedarfsgerechte und leistbare Angebote zur Unterstützung Betroffener und pflegender Angehöriger gezielt vorangetrieben werden, so die Forderung des Hilfswerks.