Karas: „Werden eher mehr als weniger Geld brauchen“
Brüssel. „Wir brauchen jetzt eine Antwort auf die größte Wirtschafts- und Sozialkrise seit dem Zweiten Weltkrieg. Dabei darf nicht gekürzt werden, was die Kommission auf den Tisch gelegt hat. Sondern es wird wohl erhöht werden müssen. Denn der Finanzierungsbedarf aufgrund der Coronakrise ist atemberaubend und dabei ist eine mögliche zweite Welle noch gar nicht berücksichtigt. Die Rezession in Europa wird mit 8,3 Prozent weit höher als gedacht. Und der Kommissionsvorschlag beruht auf Arbeitslosenzahlen seit 2015. Jeder weiß, dass sich diese Zahlen gerade in den letzten Monaten dramatisch verschlechtert haben. Wir brauchen daher eine grundsätzliche Einigung auf ein starkes EU-Langzeitbudget und den Aufbauplan „NextGenerationEU“ beim EU-Sondergipfel nächste Woche. Denn je später wir uns einigen, desto heftiger sind die Auswirkungen einer möglichen zweiten Welle“, sagt Othmar Karas, Vizepräsident des Europäischen Parlaments.
Der Finanzierungsbedarf aufgrund der Coronakrise ist atemberaubend und dabei ist eine mögliche zweite Welle noch gar nicht berücksichtigt.
Othmar Karas MEP
„Die Probleme werden also nicht kleiner, sondern weit größer. Und laut Berechnungen der EU-Kommission brauchen wir schon jetzt europaweit mindestens 1.500 Milliarden Euro zusätzliche private und öffentliche Investitionen auch für die grüne und digitale Wende, bis zu 1.200 Milliarden Euro zusätzlichen Kapitalbedarf von Unternehmen, unter anderem in den Bereichen Tourismus, Gastronomie und Kultur und 200 zusätzliche Milliarden Euro für Investitionen im Sozialbereich für Gesundheit, Pflege, Bildung und Wohnen“, skizziert Karas. „Bis 2024 soll nur der Aufbauplan daher zwei Millionen neue Arbeitsplätze schaffen und die Wirtschaft ankurbeln.“
„Wir brauchen jetzt mutige Zukunftsinvestitionen, wie es das EU-Parlament verlangt, und keinen rückwärtsgewandten kleinsten gemeinsamen Nenner. Die Lage ist zu ernst für taktische Spielchen. Umso länger wir warten, desto teurer wird es und desto mehr verstärkt sich die Spaltung und Schwächung Europas“, sagt Karas. „Positiv ist immerhin, dass die österreichische Bundesregierung zuletzt durchblicken hat lassen, dass sie bereit ist, eine Lösung für das Problem zu finden.“
„Und es braucht zur Bewältigung der Krise auch eine gesamteuropäische Kommunikationsanstrengung. Daher biete ich als parteiübergreifender Sprecher der Europäischen Bürgerkammer allen politischen Klubs der Parteien im Österreichischen Nationalrat an, zur Position des Europaparlaments zum Aufbauplan „Next Generation EU“ und dem EU-Langzeitbudget Rede und Antwort zu stehen. Damit möchte ich einen Beitrag leisten, um unnötige Sorgen und Ängste zu nehmen, Widersprüche aufzulösen und zum Teil bewusste Irreführungen zu entlarven“, schließt Karas.