Zentral ist die Stärkung der Wirtschafts- und Währungsunion, inklusive Vollendung der Banken- und Kapitalmarktunion. Nachdem die EU mit vereinten Kräften die größte Finanz-, Wirtschafts- und Staatsschuldenkrise seit über 100 Jahren gemeistert hat, müssen die Arbeiten weitergehen, um das Finanz- und Währungssystem sicherer und nachhaltiger zu machen. Das Finanzsystem muss in den Dienst der Realwirtschaft gestellt werden. Unsere gemeinsame Währung erfordert mehr gemeinsame Wirtschafts- und Währungspolitik. Wir müssen den Euro als zweitwichtigste Währung der Welt auch international weiter stärken. Er braucht ein gemeinsames Budget und der Euro-Rettungsschirm muss zu einem richtigen Europäischen Währungsfonds ausgebaut werden.
Den Euro zukunftsfit machen und einen einheitlichen Rahmen für digitale Finanztechnologien schaffen. Neue Innovationen bei Finanzdienstleistungen und im Zahlungsverkehr – wie FinTech, virtuelle Währungen und die Facebook-Währung „Libra“ – erfordern entschlossenes, gemeinschaftliches Handeln. Wir müssen den Euro als Antwort auf die neuen Herausforderungen stärken und brauchen ein einheitliches europäisches Zahlungssystem. Nur so können wir bestehende Fragmentierungen im Binnenmarkt überwinden und die europäische Kreditwirtschaft global wettbewerbsfähiger machen.
Multinationale Konzerne müssen gerecht besteuert werden. De facto zahlen viele internationale Firmen wie Amazon, Google oder Facebook weniger als ein Prozent Steuern, während kleine heimische Betriebe im Durchschnitt 26 Prozent zahlen. Diese schreiende Ungerechtigkeit kann nur durch mehr gemeinsame EU-Steuerpolitik und globale Regeln nachhaltig abgestellt werden. Das Prinzip, dass Unternehmen dort Steuern zahlen, wo die Wertschöpfung stattfindet, muss überall in Europa durchgesetzt werden – auch im digitalen Zeitalter.
Wir müssen den Kampf gegen Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Steuervermeidung intensivieren. Noch immer verschieben manche große Firmen ihre Gewinne nur aus Gründen der Steuervermeidung von einem Land ins andere. Diese Ungerechtigkeit müssen wir endlich abstellen. Wenn große Unternehmen offenlegen, wie viel Umsatz, Gewinn und Mitarbeiter sie in jedem Land ihrer Geschäftstätigkeit haben und wie viel Steuern sie dort zahlen, dann ist das ein Weg, um den Scheinwerfer auf Steuertrickser zu richten. Dass das funktioniert haben wir bei der Bankenregulierung bewiesen, die ich als Chefverhandler des Europaparlaments federführend mitgestaltet habe. Schon im ersten Jahr der länderspezifischen Berichtspflicht ist ans Licht gekommen, dass europäische Banken 628 Millionen Euro Gewinne in Staaten lukriert haben, in denen sie keine einzige Person beschäftigen.